Weihnachtsgeschenke im Fach-Journalismus

Weihnachtsbaum auf einer kleinen Insel in der Hamburger Binnenalster Bildnachweis: User:Times, Wikimedia Commons, CC3.0

Heute schenkte ich dem DocCheck-Newsletter ausnahmsweise Beachtung, weil die Betreffzeile mit "MS: ..." anfing. Bereits der Titel des Artikels "MS: Hoffnungschimmer am Kanal" löste einen ersten Anklickreiz aus, bis der Verstand warnte: Zugegeben originell formuliert, aber Achtung, hört sich nach Spiegel Online-Boulevard-Journalismus an! Der Anreißer des Texts von Dipl. Ing Sonja Schmitzer macht dann aber klar, wohin die Reise geht:
Was hat ein Ionenkanal mit MS zu tun? Und könnte man MS tatsächlich mit einem Diabetes-Medikament heilen?
aus: DocCheck News vom 20.12.2012 - MS: Hoffnungsschimmer am Kanal
Da ist es ja mal wieder, das Zauberwort "heilen" - spätestens jetzt ist alles klar. Eine Google-Suche bestätigt dann auch sofort, dass Dr. Manuel Frieses Ergebnisse nicht "gerade eben", sondern vor fünf Wochen veröffentlicht wurden. Die anderen Publikationen wählten einfach eindeutige Worte und schon liest es sich als das, was es ist: Noch ein weiterer interessanter Forschungsansatz für therapeutische Zwecke, der aber verdächtigerweise wieder einmal auf einem bereits bekannten und erprobten Wirkstoff setzt. Glibenclamid ist nämlich ein orales Antidiabetikum, das aber in der Diabetes-Therapie offenbar nicht erste Wahl ist (Quelle: Wikipedia).

Letzte Worte 2012

Nach dieser etwas umständlichen Einleitung zu einem Jahresabschluss-Posting möchte ich allen treuen und neuen Leser/innen fürs Lesen und manchmal auch Kommentieren danken und blicke voller Zuversicht ins Jahr 2013. Zur MS wird soviel geforscht und publiziert wie nie zuvor, das Internet gibt sowohl den Betroffenen als auch den Forschenden weiterhin neue Möglichkeiten zum Austausch und Erkenntnisgewinn. Alle, die mit Multiple Sklerose ausgestattet sind, haben heute eine Vielzahl von Therapieoptionen und -hilfsmitteln, an die vor zwanzig Jahren noch nicht zu denken gewesen wäre. Nicht jeder aufgebauschte Beitrag kann uns zwar die Heilung versprechen, aber wenn sich weiter ein Baustein nach dem anderen finden, dann lässt sich das auch irgendwann einmal erfolgreich zusammenbauen und Multiple Sklerose wirklich effektiv bekämpfen.

Nach nun mehr fast sechs Jahren MS-Reporter verabschiede ich mich aus dem Jahr 2012 und freue mich auf ein ereignisreiches Jahr 2013 mit vielleicht mal wieder steigender Frequenz der Beiträge :-)

Schöne Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr!

PS: Selbst an Weihnachten finden Sie in der Multiple Sklerose Selbsthilfegruppe bei Facebook nette Menschen zum Austausch, getrennt davon gibt es auch eine Gruppe für MS-Singles.

Große MS-Studie: 1000 Teilnehmer in Deutschland gesucht

   Prof. Dr. Ralf Gold (Bildnachweis)

Prof. Dr. Ralf Gold von der Ruhr-Universität Bochum und die Forscher des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) rekrutieren aktuell Studienteilnehmer für eine so genannte Kohortenstudie über eine Laufzeit von 10 Jahren. Diese bisher einmalige Studie soll unter anderem untersuchen, "welche Patienten schon in der Frühphase der MS von bestimmten Therapieformen profitieren". Betreut werden die Teilnehmer durch insgesamt 18 MS-Zentren aus ganz Deutschland, die genauen Kriterien zur Teilnahme stehen auf der Website des Kompetenznetzes Multiple Sklerose.

Intrathekale Triamcinolon-Therapie bei sekundär progressiver MS

Die Fachzeitschrift Ärztliche Praxis NeurologiePsychiatrie (Biermann Medizin, 01_2010, S. 22-24) behandelt die intrathekale Triamcinolon-Injektion als "Neue Strategie bei sekundär progressiver MS" im Rahmen des Fokus-Themas MS.

CCSVI ("venöse MS") heute im Tagesspiegel

Die heutige Ausgabe des Tagesspiegel berichtet angenehm unaufgeregt über die CCSVI-These als MS-Ursache (wir berichteten).

Männer sind Schweine (weil sie ihre kranken Frauen im Stich lassen)

Scheidung    Bild von jcoterhals via Flickr

Männer verlassen ihre Frauen bei schweren Erkrankungen weit häufiger als umgekehrt. Eine unbequeme Wahrheit, über die beim Wheelchair Kamikaze bereits vor zwei Monaten berichtet wurde:
Jede fünfte Beziehung geht dann zu Bruch, ergab eine Studie der University of Washington und der University of Utah. Umgekehrt bleiben Frauen sehr viel öfter bei einem erkrankten Partner - sie trennen sich trotz der belastenden Situation in weniger als jedem 30. Fall.
(Netdoktor.de bezugnehmend auf den Artikel in der Fachzeitschrift CANCER, siehe auch in der New York Times)

Aggressive T-Zellen kriechen an der Blut-Hirn-Schranke vorbei, ...

Multiple Sklerose: kriechende T-Zellen... vereinigen sich dann mit Makrophagen, um dann Verstärkung anzufordern. Scheinbar hindert Tysabri diese Zellen am "Kriechen", so zumindest deute ich die Aussage:
Gaben sie spezielle Antikörper, die bereits in der MS-Therapie eingesetzt werden, ins Blut, so verschwanden die kriechenden Zellen,
von derstandard.at.

(Bild: Die Aufnahme zeigt die Bewegungen der kriechenden T-Zellen (grün) innerhalb der Blutgefäße (rot) über einen Zeitraum von ca. 20 Minuten -- aus der Pressemitteilung der Universität Erlangen)

Bradykinin-Rezeptor-1 (B1) verringert Entzündungsaktivität bei Multipler Sklerose im Tiermodell

Berliner Forschern um Prof. Dr. Frauke Zipp (Foto) vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, von der Charité und dem NeuroCure Research Center haben einen neuen Hebel gefunden, der ähnlich wie das kürzlich berichtete Protein p57kip2 direkten Einfluss auf die Krankheitsaktivität und damit auf die MS-typischen Symptome zu nehmen scheint: der sogenannte Bradikinin-Rezeptor-1 (B1 bzw. Bdkrb1), der eine bedeutende Rolle bei der Steuerung von fehlgeleiteten T-Zellen spielt.
Weiterführende Links nach dem Klick.

Neue MS Medikamente: Was kommt bald auf den Markt?

Die freie Fachjournalistin Dr. Susanne Heinzl (Web, Blog) hat für die Pharmazeutische Zeitung online den bislang umfassendsten Beitrag zu neuen Substanzen in der MS-Therapie veröffentlicht. MS-Reporter berichtete bereits zu den meisten dieser erwarteten MS-Medikamenten-Optionen, nun ist endlich eine Gesamtschau mit Bewertung auf deutsch verfügbar.

Protein p57kip2 reguliert Regeneration der Myelinscheide

Ein Forschungsteam um PD Dr. phil. Patrick Küry an der Neurologischen Klinik der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf hat das Protein p57kip2 als Hemmstoff für die Regeneration von durch Multiple Sklerose geschädigten Myelinscheiden (im ZNS: Oligodendrozyten) identifiziert.
Die von der Gruppe nun vorgestellten Forschungsergebnisse könnten somit den Weg für neue Therapien bereiten, die die Regenerationsfähigkeit der Oligodendrozyten auf direktem Wege verbessern und damit den krankheitsauslösenden Zellverlust reduzieren.

Multiple Sklerose-Forschung: TH17-Botenstoff scheidet als MS-Auslöser aus

Wie verschiedene Medien gestern berichten, ist der Botenstoff Interleukin-17 und die zugehörigen TH17-Immunzellen als nicht verantwortlich für die Multiple Sklerose identifiziert:
Dies wird in der Fachwelt vermutlich zu einem Umdenken führen, denn damit konnten wir eine populäre Hypothese nicht bestätigen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind jedoch sehr wichtig für die Entwicklung zukünftiger Behandlungsstrategien von Autoimmunerkrankungen des Gehirns. Denn der Fokus sollte sich im Zusammenhang mit MS weg vom Interleukin-17 hin zu anderen Zytokinen bewegen. (Klinikum Uni Mainz)


MRI-Läsionen gehen MS-Symptomen um Jahre voraus

Deutsches Ärzteblatt meldet zur Aussage von zufälligen MRT-Befunden bei neurologisch ansonsten unauffälligen PatientInnen: Weiter führende Links dort.

Neuronale Plastizität: Sich selbst reparierende Schäden im Gehirn

"Unter neuronaler Plastizität versteht man die Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von der Verwendung in ihren Eigenschaften zu verändern." (Wikipedia)

Neueste Erkenntnisse aus der Psychiatrie zu Reparatur-Prozessen von Schäden im Gehirn beschreibt die FAZ im Ressort "Forschung und Lehre", auch die Multiple Sklerose wird aufgegriffen:

Oral verabreichtes Fumarat (BG00012) mildert schubförmig-remittierende Multiple Sklerose

Eine Phase-II-Studie konnte nachweisen, dass oral verabreichtes Fumarat (BG00012) die mit der schubförmig verlaufenden multiplen Sklerose (RRMS) verknüpfte MRI-Aktivität (per Magnetresonanztomographie gemessen) erheblich verringern kann. Die Ergebnisse der Phase-III-Studien werden nun erwartet. Professor Ludwig Kappos vom Schweizer Universitätsspital Basel und Kollegen stellen die Ergebnisse in einem aktuellen Artikel vor.
Quelle: The Lancet (DE)

Neues Kontrastmittel Gadofluorine M bildet MS-Läsionen besser ab

Prof.Dr. Martin Bendszus von der Neuroradiologie der Uni HeidelbergVon wegen Sommerloch: Für Multiple Sklerose Patienten gibt es derzeit viele Nachrichten zu Fortschritten in der MS-Forschung.

So gelang es im Tiermodell, bislang meist unerkannt gebliebene Gewebeschäden durch Multiple Sklerose mit Hilfe eines neuen Kontrastmittels im MRT sichtbar machen.

Ärzte bekommen für Privatpatienten doppelt so viel wie für gesetzlich Versicherte

Ärzte bekommen für Privatpatienten doppelt so viel wie für gesetzlich Versicherte.
Deshalb also bekommt ein privat versicherter Patient binnen einer Woche einen Termin beim Radiologen, während gesetzlich Versicherte in der gleichen Facharzt-Praxis mehrere Monate auf einen Termin warten müssen?

Freiburger Forscher erklären Betaferon-Wirkung

Vor drei Wochen bereits erreichte uns die Nachricht, dass Forscher der Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg und Mitarbeiter der Abteilung Immunologie am Paul-Ehrlich Institut in Langen aufklären konnten, wie Interferon 1b im menschlichen Körper funktioniert. Dieser Wirkstoff ist im seit den neunziger Jahren in Deutschland zugelassen Basistherapeutikum Betaferon (Betaseron) enthalten.

System der Arzneimittelstudien gerät zunehmend unter Beschuss

Über die Kunst, Arzneimittelstudien ertragsoptimal zu gestalten und weitere Tricks von Pharma-Unternehmen, um die Monopolrenten voll auszunutzen, berichtet ein Artikel im renommierten Online-Magazin telepolis des Heise-Verlags.
Auch die Fortbildung mit Vergnügungscharakter, die Novartis für Fachpublikum anbot (wir berichteten) wird erwähnt.

Autoimmunkrankungen mit gemeinsamer Ursache

Die NZZ am Sonntag veröffentlichte ein ausführliches Dossier zu Autoimmunerkrankungen: "Wenn das Immunsystem Amok läuft" (Link am Ende des Beitrags).
An Autoimmunerkankungen leiden dreimal mehr Menschen als an Krebs. Neben der MS zählen hierzu u.a. Morbus Crohn, Lupus, chronische Arthritis oder Diabetes Typ I. Nach heutigem Kenntnisstand lassen sich diese Erkrankungen auf gemeinsame Ursachen zurückführen:
Das Immunsystem, «im Prinzip geradezu rassistisch gegen alles, was nicht das Eigene ist», verliert plötzlich seine Überzeugung. Doch weshalb? Darauf gibt es keine befriedigende Antwort. «Autoimmunität ist unser grösstes schwarzes Loch. Wir wissen noch sehr wenig»
sagt Beda Stadler, Leiter des Instituts für Immunologie der Universität Bern.

Mikroglia-Zellen als Handwerker im Gehirn

Wissenschaftler der Charité-Universitätsmedizin Berlin haben einen Mechanismus aufgespürt, der künftig helfen könnte, Abwehrzellen im Gehirn durch neue zu ersetzen:
Zunächst haben wir das Knochenmark und die restlichen Abwehrzellen einer Maus durch das Knochenmark einer anderen ersetzt. Es entsteht ein neues Blutbild und an diesem Punkt bilden sich auch wieder Monozyten, die Vorläuferzellen der Mikroglia. Diese wandern ins Gehirn und werden dort in neue Abwehrzellen umgewandelt.

Magnetresonanzspektroskopie zur MS-Früherkennung

Wie die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn vorgestern bekannt gab, besteht mit der Magnetresonanzspektroskopie eine Möglichkeit, Multiple Sklerose sehr frühzeitig zu diagnostizieren und damit die Chance, auch schon sehr früh auf eine "drohende" MS zu reagieren.

Neue Therapie-Erfolge bei Multipler Sklerose

Der ärztliche Leiter der Abteilung für Neurologie an der Berliner Charité, Prof. Dr. Karl M. Einhäupl, und Prof. Hans-Peter Hartung von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berichten im Deutschlandfunk über neue Behandlungserfolge bei Multipler Sklerose.

Pharma-Marketing beim IGN-Kongress in Berlin

So einfach kann es gehen: Beim 80. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie wurden die teilnehmenden Neurologen von den Pharmafirmen umsorgt; ein Geheimnis macht da niemand draus.