Intrathekale Triamcinolon-Therapie bei sekundär progressiver MS
Die Autoren - Stefan Bölch und Dr. Jürgen Kohler, Emmendingen - sehen die Multiple Sklerose in ihrer sekundär progredienten Verlaufsforum als "zunehmende Kompartmentalisierung der autoimmunen Entzündung im ZNS selbst bei gleichzeitig intakter Blut-Hirn-Schranke", (d.h. also ohne die Mitwirkung von sog. MS-Schüben.)
Prof. Dr. Hans Lassmann vom Zentrum für Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien/Österreich beschreibt diese erst im weiteren Verlauf der Erkrankung eintretende Auffächerung der aktiven MS-Regionen in Zentralen Nervensystem (also bei SPMS, PPMS; compartment = Fach) als "diffuse Schädigung der weissen Substanz und der Hirnrinde". (Quelle: 977 Kb-PDF einer Präsentation von vermutlich 2007)
Bölch und Kohler beschreiben diesen Prozess als "diffuse kortikale Neuroinflammation, unter anderem mit Persistenz von B-Zellen, begleitender axonaler Schädigung und kortikaler Demyelinisierung", belegt durch neuropathologische Untersuchungen der letzten Jahre. Daher könne man mit der intrathekalen Applikation von Triamcinolon (ITT), z.B. Volon A 40mg oder 80mg, darauf zielen, die "Neuroinflammation hinter der intakten Blut-Hirn- bzw. Liquorschranke direkter und möglicherweise effizienter zu vermindern".
Außer einer Doktorarbeit aus dem Jahr 2003 ("Der Einfluss intrathekaler Triamcinolonacetonidapplikation auf klinische Parameter, Marker der Neurodegeneration und Marker der Entzündung bei Patienten mit chronisch-progredienter Multipler Sklerose", PDF 688 Kb) liegt so gut wie keine systematische Forschung vor. Auch die Beobachtungen von Bölch/Kohler stützen sich auf eine vergleichbar geringe Patientenbasis (89 gesamt), weshalb die Autoren folgerichtig "weitere Evaluation der ITT bei SPMS im Rahmen einer randomisierten, multizentrischen Studie" fordern.
Intrathekale TCA-Therapie zusammengefasst
- MS in sekundär-progredienter Verlaufsform
- ITT regelmäßig alle 4-6 Wochen
- auch über lange Zeiträume anwendbar
- breite Wirksamkeit, nicht nur antispastisch
- mehrheitlich gut verträglich
- progressionsvermindernd
- punktions-erfahrener Arzt notwendig
- ambulant durchführbar