Malu Dreyer im Spiegel-Interview
Es wird spannend zu beobachten sein, wie ihre Arbeit in den Medien und in der Öffentlichkeit ankommt.
Malu Dreyer, Bildnachweis: Claus Ableiter, Wikimedia Commons, CC3.0
Seit am 28. September 2012 bekannt wurde, dass erstmals eine Frau Rheinland-Pfalz regieren soll und dass diese Frau auch noch durch eine chronische Krankheit behindert ist, genießt sie einen erwartbaren medialen Hurra-Vorschuss, doch es bleibt abzuwarten, wie lange Frau Dreyer der Schonungsbonus des Neuen und Anderen erhalten bleibt.
Den ersten großen Auftritt gibt es im aktuellen Spiegel, mit dem sie ein großes Interview führte, in dem sie u.a. auch die Bundesregierung dazu auffordert, mehr für die Teilhabe (Inklusion) von Behinderten zu tun. Im Spiegel bekam das Interview einen mit dem Schreckwort "unheilbar" gewürzten Titel: "Im SPIEGEL-Gespräch redet die designierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer über ihre unheilbare Krankheit", genauso sind Anreißer und Fragen ein gefundenes Fressen für Freunde von Leidmedien, doch viel spannender sind manche der Antworten von Frau Dreyer.
So räumt sie ein, dass es nach der Bekanntgabe ihrer MS-Diagnose vor sechs Jahren auch schwierig war:
Nach der Veröffentlichung war es für mich sehr, sehr wichtig, dass ich nicht nur unter dieser Erkrankung betrachtet werde. Deshalb war ich eine Zeitlang etwas zurückhaltender mit dem Rollstuhl. Heute kann ich viel selbstbewusster damit umgehen.Sie weiß, dass sie Glück gehabt hat:
aus: DER SPIEGEL 43 2012, S. 40
Natürlich gehöre ich zu den Beschenkten und Privilegierten. Ich hatte das Glück, tolle Eltern zu haben. Heute habe ich eine tolle Familie, Freunde, nette Nachbarn. Das alles gibt Kraft.Frau Dreyer ist sich offenbar bewusst, dass behindert und dabei reich sein das Leben bequemer macht, wenn der Spiegel ihr sagt, dass viele Gehbehinderte von ihren Möglichkeiten als Ministerin träumen würden. Darauf kann sie nicht mehr als bekannte Sozialpolitiker-Floskeln zur Integration antworten, lässt aber über das gesamte Interview hinweg spüren, dass sie für Teilhabe und damit eine inklusive Gesellschaft kämpfen wird und ihr bewusst ist, dass sie selbst eine meinungsprägende Funktion übernommen hat, deren Ausübung genau beobachtet werden wird. Die richtige Haltung für ihren Job als Wahlzyklus-getriebenen Job als Volksvertreterin hat sie jedenfalls:
aus: Ebd., S. 39
Warum sollte ich mein Leben damit verbringen, täglich darüber nachzudenken, was meine Krankheit übermorgen macht?
aus: Ebd.